Pressemitteilung des LBV zum Beteiligungsverfahren

Hilpoltstein, 26.09.2024 – Der Ausbau der Windenergie ist aus Sicht des bayerischen Naturschutz-verbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) eine unverzichtbare und tragende Säule der Energiewende. In vielen der geplanten Gebiete für den Bau neuer Windkraftanlagen in der Oberpfalz sieht der LBV keine erheblichen Konflikte mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes.

Doch mit der aktuellen Fortschreibung des Regionalplans sollen nun auch weite Teile des Donaurandbruchs östlich von Regensburg als Vorranggebiete für Windkraft ausgewiesen werden. Mit den Planungen am Donaurandbruch ist für uns naturschutzfachlich eindeutig eine Rote Linie überschritten. Klimaschutz und Artenschutz sind auf jeden Fall vereinbar. Doch ein großer Windpark in diesem sensiblen Waldgebiet mit zahlreichen kollisionsgefährdeten und störungsempfindlichen Arten wie Rotmilan und Schwarzstorch würde der Natur erheblichen Schaden zufügen.

Wir lehnen diese Pläne daher klar ab“, so LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. Bis zu 55 Anlagen könnten demnach in den bisher unzerschnittenen Wäldern im Umfeld der Walhalla entstehen und somit eine der größten regionalen Konzentrationen von Windkraftanlagen in Bayern.

Von der Windkraft-Planung am Donaurandbruch wäre nach den Erkenntnissen des LBV nicht nur ein wichtiges Vorkommen des Uhus betroffen. Die großen und unzerschnittenen Wälder dort sind auch wertvoller Lebensraum für weitere kollisionsgefährdete Arten wie Rotmilan, Wespenbussard und Baumfalke und den störungsempfindlichen Schwarzstorch. Hinzu kommt ein Verbreitungsschwer-punkt der besonders geschützten Waldschnepfe. „Neben einiger wichtiger Artenvorkommen treffen im Großraum Regensburg zudem verschiedenste Naturräume aufeinander. Dies spielt beim Vogelzug eine zentrale Rolle, so dass das Donautal eine bedeutende Route für Zugvögel ist, die entlang des Bayerischen Waldes Richtung Osten fliegen“, erklärt Norbert Schäffer.

Der Landkreis Regensburg plant, auf mehreren Teilflächen nördlich der Donau insgesamt 2.500 Hektar für Windkraftanlagen freizugeben. Obwohl nur gut zwei Prozent der Landkreisfläche an den Planungsverband gemeldet werden mussten, hat Regensburg knapp fünf Prozent als Vorranggebiete vorgesehen. „Der Landkreis Regensburg wird seinen Beitrag zum Erreichen der Flächenziele bei weitem leisten. Wir lehnen es jedoch ab, eine der prägendsten Landschaften Bayerns und einen einmaligen Naturraum zu opfern. Das können wir als LBV naturschutzfachlich keinesfalls akzeptieren. Klimaschutz kann nur erfolgreich sein, wenn Energiewende und Artenschutz Hand in Hand gehen. Das muss auch im Interesse von Regensburg sein“, appelliert der LBV-Vorsitzende.

Der LBV kritisiert außerdem, dass bei der Flächenauswahl innerhalb der Planungsregion nicht einheitlich vorgegangen wurde. Während der Landkreis Cham besonders sensible Landschaftsräume ausgeschlossen hat, wurden diese in den anderen Landkreisen überplant.

Für den LBV spielt in diesem Zusammenhang auch die Summe weiterer geplanter Belastungen für den einzigartigen Landschaftsraum eine große Rolle. So wurden erst kürzlich Pläne für ein rund 28 Hektar großes Umspannwerk im Landschaftsschutzgebiet nahe der Stadt Wörth bekannt. Darüber hinaus sind am Donaurandbruch schon länger auch noch ein Steinbruch und ein Schießparcours geplant. Bereits im vergangenen Winter wurden in dem Gebiet rund zehn Hektar Wald für den Bau der Gleichstromtrasse SuedOstLink gerodet.

Im Süden und Westen des Landkreises Regensburg stehen außerdem alternative Gebiete zur Verfügung, die mit Blick auf den Ertrag des Windes genauso gut oder sogar besser geeignet sind, wie die am Donaurandbruch. „Gut geeignete Gebiete für die Windkraft im südlichen Landkreis Regensburg werden bisher vom Militär blockiert. Dabei haben wir immer wieder gefordert, dass die Belange von Militär und Naturschutz gleichrangig nebeneinander behandelt werden müssen. Denn das Erreichen der geforderten Flächenbeitragswerte zur Ausweisung von Windkraftflächen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe und braucht einen fairen Ausgleich von Lasten. Dies darf nicht zu einseitigen Belastungen des Natur- und Artenschutzes führen“, macht Norbert Schäffer klar.

Hintergrund

Der Bereich am Donaurandbruch ist ein historisch alter Wald, der noch nie vollständig gerodet wurde. Die Wälder gelten mit einer Fläche von 150 Quadratkilometern als ein „unzerschnittenes Gebiet“, was es im dichtbesiedelten Bayern nur noch selten gibt. Hier finden sich bisher nur sehr wenig Infrastruktur und Straßen. Als Bann- und Erholungswald hat er zudem eine hohe Bedeutung für den Großraum Regensburg. Am Donaurandbruch fallen die letzten Ausläufer des Bayerischen Waldes steil zur Donauebene mit dem Gäuboden ab.

Der mehr als 200 Meter große Geländesprung ist spektakulär. Aus diesem Grund wird das Gebiet auch als höchst schützenswerte Landschaft und „visuelle Leitlinie mit hoher Fernwirkung“ bewertet. Bei einer Ausweisung der Windkraftflächen würde das Landschaftsschutzgebiet überlastet und damit funktionslos.

 

 



[ zurück ]